Sommerzeit ist Zeckenzeit. An schwülen Sonnentagen fühlen sich die Spinnentiere besonders wohl und halten, an der Spitze von Grashalmen sitzend, Ausschau nach einem sogenannten Wirt, zum Beispiel Spaziergängern, Hunden oder Katzen. Haben die kleinen Parasiten ihren Wirt gefunden, stechen sie sich fest und zapfen seinen Blutkreislauf an. Weil sie dabei Krankheiten wie Borreliose oder Enzephalitis übertragen können, suchen viele Menschen nach einem Zeckenstich ärztliche Hilfe. Das ist aber oft gar nicht notwendig, sagt Alexa Christin Arnoldi, leitende Oberärztin in der Zentralen Notaufnahme des AMEOS Klinikums Aschersleben. Im Interview gibt sie Tipps, was bei einem Zeckenstich zu tun ist und klärt über gesundheitliche Risiken auf.
Wie gefährlich sind Zecken?
Zecken können Krankheitserreger wie Borreliose oder Enzephalitis übertragen. Schließlich sind sie direkt mit unserem Blutkreislauf verbunden. Trotzdem hält sich die Gefahr einer Erkrankung in Grenzen und ist zudem gut behandelbar. Grundsätzlich gilt, dass ein Zeckenstich keinen bedrohlichen Notfall darstellt und mögliche Infektionen, beispielsweise durch die Anwendung von Antibiotika gut zu behandeln sind.
Wie reagiert man am besten auf einen Zeckenstich?
Hat man vom Sommerspaziergang eine Zecke eingesammelt, sollte man sie schnellstmöglich entfernen. Je länger Zecke und Blutkreislauf miteinander verbunden sind, desto größer ist die Gefahr der Übertragung krank machender Erreger. Am besten lassen sich Zecken mit einer speziellen Zange oder eine Pinzette entfernen. Bleibt bei der Entfernung ein Teil der Zecken stecken, ist dies in der Regel nicht schlimm. Verbleibende Fremdkörper werden im Verlauf der Wundheilung nach wenigen Tagen abgestoßen.
Was man auf jeden Fall lassen sollte, ist die Zecke mit Hausmitteln wie Öl, Alkohol oder Nagellack-entferner zu begießen. Das mag die Zecke zwar töten, vergrößert aber auch die Gefahr, dass noch mehr Krankheitserreger ins Blut gelangen.
Wann sollte man ärztlichen Rat aufsuchen?
Ein typisches Symptom für eine Infektion nach einem Zeckenstich ist die so genannte Wanderröte. Ein roter Fleck, der sich innerhalb von Tagen weiter ausbreitet und dabei in seiner Mitte verblasst. Stellen sich zudem Anzeichen einer Grippe ein, deutet das auf eine Borreliose hin. In einem solchen Fall sollte man unbedingt in der hausärztlichen Praxis vorstellig werden, damit die Symptome untersucht und behandelt werden können.
Also ist der Weg in die Notaufnahme grundsätzlich überflüssig?
Er ist nicht immer gleich notwendig. Selbstverständlich werden Patientinnen und Patienten, die mit einem Zeckenbiss zu uns kommen, vollumfänglich behandelt. Hat sich die Zecke im Gesichtsfeld festgesetzt, ist es sogar ratsam, dass sie durch eine Ärztin oder einen Arzt entfernt wird. Für die Mehrzahl der behandelten Patientinnen und Patienten gilt allerdings, dass kein akuter Notfall vorliegt.