In unserer leistungsorientierten Gesellschaft sind wir ständig von hohen Erwartungen umgeben und vielfältig gefordert. Termindruck, emotionaler Stress und immer mehr Aufgaben setzen uns permanent unter Druck. Die Raucherpause zum „Luftholen“, das Glas Wein oder Bier zum „Runterkommen“ oder das Medikament zum „Durchhalten“ bieten in solchen Situationen oftmals eine kurzfristige Entlastung. Bei übermäßigem „Genuss“ werden sie aber immer öfter auch zu einem Problem am Arbeitsplatz.

Die Frage, was man tun kann, wenn ein/e Kolleg*in durch eine Suchtproblematik auffällt, z.B. durch eine verwischte Sprechweise, Fahrigkeit, schwankenden Gang oder einer deutlichen Fahne, ist oftmals schwer zu beantworten. Zum einen möchte man sich nicht in private Angelegenheiten einmischen, zum anderen möchte man bei einem offensichtlichen Problem aber auch nicht wegschauen.

Das Projekt „Pflege – aber klar!“, das die Landesstelle für Suchtfragen Schleswig-Holstein e.V. (LSSH) gemeinsam mit den Krankenkassen BARMER, AOK NordWest, TK, Novitas BKK, BKK Mobil Oil und der KKH und den AMEOS Einrichtungen in Holstein entwickelt haben, setzt genau bei dieser Fragestellung an.  „Wir freuen uns sehr über das gemeinsame Projekt „Pflege – aber klar!“, mit dem wir den Teilnehmer*innen in mehreren Präsenzphasen der Weiterbildung unter z.T. erschwerten Pandemiebedingungen ein breit aufgestelltes Wissen über das Thema Sucht im Betrieb vermitteln können. Sie werden als Ansprechpartner*innen, Vermittler*innen oder Motivationsverstärker*innen für direkt oder indirekt betroffene Mitarbeitende zum Einsatz kommen“, erklärt Björn Malchow, Ansprechpartner für betriebliche Suchtarbeit der Landesstelle und ergänzt, dass Führungskräfte eine wesentliche Schlüsselrolle einnehmen und daher auch in die Qualifizierung durch das Projekt eingebunden sind.

Oft besteht Unsicherheit, wie Beschäftigte angesprochen werden können, bei denen auffällt, dass sie ihre gewohnten Leistungen nicht erbringen oder sich anders verhalten als sonst. Genau hier liegt der Schwerpunkt in den Workshops für Pflege- und Führungskräfte.

„Gerade in den letzten Monaten, in denen die Herausforderungen durch die Corona Pandemie sowohl im privaten als auch im beruflichen Umfeld sehr hoch sind, stellen wir bei unseren Mitarbeitenden fest, dass sie unsere Unterstützungsprogramme öfter in Anspruch nehmen, z. B. den pme-familienservice und das Lebenslagen-Coaching, über die wir unseren Mitarbeitenden, z.B. Betreuungslösungen für Kinder und pflegebedürftige Angehörige sowie Beratungsangebote für schwierige Lebenssituationen anbieten. Uns ist wichtig zu signalisieren, dass sich unsere Mitarbeitenden auch in Krisenzeiten auf uns verlassen können und wir an ihrer Seite sind“, betont Krankenhausdirektor Andreas Tüting. In den AMEOS Einrichtungen in Holstein wurden bereits über 250 Mitarbeitende und Führungskräfte der Pflegebereiche über Angebote im Rahmen des Präventionsgesetzes und des Pflegepersonalstärkungsgesetzes von der LSSH informiert und geschult, weitere Schulungstermine sind in Planung.

Mathias Schröder, 41, Fachpfleger im AMEOS Klinikum Neustadt, hat die im Projekt angebotene Weiterbildung zum „Multiplikator Sucht“ bereits erfolgreich abgeschlossen. Sein Feedback ist durchweg positiv: „Die Teilnehmer*innen kamen aus unterschiedlichen Berufsgruppen, es waren Klinikmitarbeitende ebenso vertreten wie Therapeut*innen und Kolleg*innen aus dem Sozialdienst. Wir haben fundiertes Grundwissen über das komplexe Thema Sucht erhalten und wurden für den praktischen Einsatz gut vorbereitet, so konnten wir auch schon Kolleg*innen gut aufklären, beraten und unterstützen.“

Und unter dem Motto „früh übt sich“ erarbeiten die Landesstelle und ihre Präventionsfachkräfte in Zusammenarbeit mit dem AMEOS Institut Nord und mit den Pflegeschüler*innen ein innovatives Suchtpräventionskonzept. Kern dieser Projektarbeit ist es, zu erarbeiten, wie Auszubildende Auszubildende über die Gefahren des Suchtmittelkonsums aufklären und bei Auffälligkeiten unterstützen können.

Kontakt: „Pflege – aber klar!“

Landesstelle für Suchtfragen Schleswig-Holstein e.V.
Björn Malchow
Betriebliche Suchtarbeit

Tel. +49 (0)431 65 73 94-47
Mail: bjoern.malchow@lssh.de