Osnabrück. Die Begegnung mit psychisch kranken Menschen in Krisensituationen stellt Polizisten im aktiven Außendienst vor besondere Herausforderungen. Oftmals kann das Verhalten von Menschen, die sich in einer psychiatrischen Krisensituation befinden, unbeteiligten Beobachtern merkwürdig oder bedrohlich erscheinen und die Polizei wird gerufen.

Hier ist dann ein besonderer Umgang mit den Betroffenen gefordert. Sei es, daß es sich um einen Menschen mit suizidalen Absichten handelt oder eine Person, die in einer akuten wahnhaften Phase gewalttätig auf ihre Umgebung reagiert oder droht, sich selber zu verletzen. Die Muster, die im Umgang mit „normalen“ Kriminellen passen, gelten dann nicht mehr, denn das Verhalten ist oft nicht vorhersehbar.

Das AMEOS Klinikum Osnabrück bietet nun der Polizei-Inspektion Osnabrück eine Fortbildung zum Thema Umgang mit psychisch kranken Menschen in Krisensituationen an. Unter der Überschrift „Was sage ich dem Mann auf dem Dach?“ in Anspielung auf eine suizidale Person informierten die Chefärzte des Krankenhauses über verschiedene psychische Erkrankungen und den Umgang mit psychisch kranken Menschen. Chefarzt Dr. Uwe Kinzel befasste sich dabei mit dem Thema Suizidalität im Allgemeinen und dem Umgang mit einem Menschen, der sich das Leben nehmen will. Denn laut Statistik sterben dreimal so viele Menschen an einem Suizid wie an einem Verkehrsunfall. Chefarzt Dr. Claus Witte referierte u.a. zum Thema Schizophrenie. Eine akute Phase eines an Schizophrenie erkrankten Menschen kann oft mit akustischen Halluzinationen verbunden sein. So leidet der Patient beispielweise unter einer psychotischen Angst, die er nicht kontrollieren kann. Innere Stimmen erteilen ihm Befehle, die u.a. gewalttätiges Verhalten hervorrufen können. Ein weiterer Themenschwerpunkt bildete der Aspekt der Abhängigkeitserkrankungen. Personen, die unter krankheitsbedingtem Alkohol- und oder Drogeneinfluss stehen, stellen ebenfalls eine Personengruppe dar, die ein besonderes Herangehen im Umgang erfordert. Hier konnte der Chefarzt des Suchtmedizinischen Zentrum, Peter Flüchter Rede und Antwort stehen.

23 Polizisten im aktiven Außendienst nahmen an der Auftaktveranstaltung im Dezember teil. Einen wichtigen Teil der Veranstaltung bildete die anschließende Diskussion. Es wurden gemeinsam die genauen Abläufe besprochen, die für beide Seiten wichtig sind, wie zum Beispiel die reibungslose und für alle Seiten sichere und effiziente Übergabe eines Patienten durch die Polizei an das Krankenhaus. Hier konnten viele Fragen und Unsicherheiten geklärt werden.

Initiator der Fortbildungsreihe ist Chefarzt und stellv. Ärztlicher Direktor am AMEOS Klinikum Osnabrück Dr. Uwe Kinzel. „Das Verhalten von Menschen, die sich in einer psychiatrischen Krisensituation befinden, ist oft nicht vorhersehbar und das nötige Wissen um die verschiedenen Krankheitsbilder ist fundamental, um eine Situation nicht eskalieren zu lassen und im schlimmsten Fall einen fatalen Ausgang zu verhindern“ erläutert Dr. Uwe Kinzel. „Als Experten für das Thema können wir hilfreiche Empfehlungen und das nötige Wissen vermitteln.“ Weitere gemeinsame Veranstaltungen stehen auch 2018 auf dem Programm.