Den Venen zuliebe: Bewegung ist selbst im hektischen Alltag wichtig
Unsere Venen leisten Schwerstarbeit. Venöse Gefäße leiten das Blut aus dem Körper zum Herzen. Gut drei Liter Blut fließen kontinuierlich in den Venen eines Erwachsenen. Sind sie zu schwach, können die Beine anschwellen, Besenreiser oder Krampfadern entstehen.
Auch beim diesjährigen Venenaktionstag informierte das AMEOS Klinikum Haldensleben zahlreiche Interessierte zu Erkrankungen der Venen, der Diagnostik und der Behandlung.
Das Sanitätshaus Guderian aus Haldensleben bot neben einer Venenmessung auch Information und Beratung rund um das Thema Kompressionstherapie an.
Die AOK unterstützte die Veranstaltung mit Beratung und der Möglichkeit eine Körperfettmessung durchführen zu lassen.
Die Physiotherapeutin Susanne Franke bereicherte den Tag zusätzlich mit ausführlichen Anleitungen und Übungen zur Venengymnastik.
In seinem einleitenden Vortrag zum Thema „Krampfadern – Schönheitsmakel oder ernsthafte Erkrankung“ ging Chefarzt Dr. med. Bogdan Mircea u.a. auf folgende Fragen ein:
Mehr als 60 Prozent der Weltbevölkerung leidet an Venenschwäche. Jeder zweite Europäer hat eine Varikose (Krampfadern). Woran liegt das?
Es gibt verschiedene Ursachen. Auslöser kann eine Bindegewebsschwäche sein, die meist vererbt wird und sich auf Venenwand und Venenklappen auswirken kann. Das Blut fließt dann in die oberflächlichen und tiefen Beinvenen zurück. Krampfadern können entstehen. Begünstigend wirken hier aber auch Übergewicht, langes Stehen, Sitzen, Bewegungsmangel oder Schwangerschaft.
Kann eine eingeschränkte Venenfunktion vorab erkannt werden?
Venen funken SOS. Anzeichen sind müde, schwere Beine, geschwollene Fußknöchel, aber auch ziehende, stechende Schmerzen im Bein, nächtliche Wadenkrämpfe, abendlicher Juckreiz in den Beinen. Möglich sind zudem oberflächliche Venenentzündungen, teilweise auch mit Blutungen und es können sich Besenreiser bilden.
Was sind Besenreiser?
Besenreiser sind kleine, erweiterte Venen der Haut und meist nur ein kosmetisches Problem. Besenreiser können aber auf eine nicht sichtbare Krampfader hinweisen. Patienten mit vielen Besenreisern sollten deshalb vorsichtshalber einen Arzt konsultieren.
Sind Krampfadern gefährlich?
Krampfadern sind durchaus ein medizinisches Problem. Sie lösen unangenehmes Spannen der Beine aus, die im Laufe des Tages anschwellen. Mit der Zeit können sich bleibende Hautveränderungen, Ödeme (Wassereinlagerungen) oder auch hartnäckige Geschwüre an den Unterschenkeln entwickeln, in einigen Fällen sogar Venenthrombosen.
Welche Behandlung empfehlen Sie bei Krampfadern?
Es gibt verschiedene Therapiemöglichkeiten. Entscheidend ist immer die individuelle Beurteilung des Arztes anhand der Diagnose, des körperlichen Befindens und unter Berücksichtigung aller Erkrankungen, auch Vorerkrankungen, des Patienten. Der Arzt erläutert mögliche Optionen. Entscheiden sollten Arzt und Patient im gemeinsamen Gespräch. Im Anfangsstadium sollten zunächst immer konservative Maßnahmen – Kompression, Medikamente, Balenotherapie (Heilbad) und Gefäßgymnastik zum Tragen kommen. Erst, wenn diese ausgereizt und nicht mehr erfolgreich sind, sollte über andere Behandlungsmöglichkeiten nachgedacht werden. Neben klassischen Operationen kommen Verödungs- oder auch endoluminale Verfahren in Betracht.
Ein injiziertes Verödungsmittel erzeugt künstlich eine Venenentzündung. Die Venenwände verkleben von innen und vernarben mit der Zeit. Mit Hilfe von edominalen oder endovaskulären Verfahren werden die Krampfadern von innen behandelt. Bei der Laser-, genau wie bei der Radiowellentherapie, werden Varikosen von innen durch Hitze verschlossen. Bei der klassischen Operation, derzeit der Gold Standard, werden Krampfadern minimal invasiv komplett oder teilweise entfernt. Die Funktion der verbleibenden Venen wird erhalten beziehungsweise zurückgewonnen.
Kann Prävention vorbeugen?
Sicher. Empfehlenswert ist Gymnastik zur Aktivierung der Wadenvenen und Sprunggelenkpumpe, Wandern, Tanzen, Schwimmen, Golf, Rad fahren. Wer kann, sollte die Beine mehrmals täglich einige Minuten hochlegen und bei Senk- bzw. Spreizfuß Einlagen tragen. Gut sind zudem kalte Fußduschen.