Darmspiegelungen können Erkrankungsrisiko minimieren

Darmkrebs ist mit jährlich rund 62 000 Neuerkrankungen deutschlandweit die zweithäufigste Tumorerkrankung. Doch Schätzungen zufolge könnten mehr als 80 Prozent der Fälle verhindert werden, wenn die Betroffenen frühzeitig Vorsorgeuntersuchungen in Anspruch genommen hätten.

Die effektivste Methode zur Früherkennung von Darmkrebs ist die Darmspiegelung. Hierbei wird ein flexibler Schlauch mit einer kleinen Kamera an der Spitze in den Darm eingeführt. Der Darm muss vollständig entleert sein, was einen Tag zuvor durch die Einnahme eines Abführmittels erfolgt. Vor der Untersuchung kann der Patient eine Beruhigungsspritze erhalten, damit er die Untersuchung schmerzfrei und ohne Erinnerungen "verschläft".

Wird diese Untersuchung in regelmäßigen Abständen durchgeführt, können nahezu 100 Prozent aller Polypen gefunden und abgetragen werden. Dies ist besonders wichtig, da aus Polypen langfristig bösartige Tumore entstehen können. "Das Tückische ist, dass Darmkrebs eine 'stille' Krankheit ist und ohne Warnzeichen daherkommt", weiß Dr. med. Dietfried Scholz, Chefarzt der Klinik für Gastroenterologie und Stoffwechsel am AMEOS Klinikum Am Bürgerpark Bremerhaven. Doch die Erkrankung schreitet langsam voran, die Entartung eines Polypen dauert in der Regel zehn Jahre. "Daher gilt: Je früher die Abtragung erfolgt, desto besser", so Dr. Scholz.

Familiäre Vorbelastung

Die Frequenz der Darmspiegelungen sowie die erste Untersuchung richten sich dabei nach der familiären Vorbelastung und der individuellen Risikoeinschätzung. In der Regel gilt: Ab einem Alter von 50 Jahren bei Männern und 55 Jahren bei Frauen wird eine Darmspiegelung als Vorsorgeuntersuchung von den Krankenkassen bezahlt. Ist diese ohne auffälligen Befund, erfolgt die nächste Untersuchung erst wieder in zehn Jahren.

Treten innerhalb einer Familie gehäuft Darmkrebserkrankungen auf oder liegt eine Vorerkrankung wie die Colitis ulcerosa vor, gelten spezielle Vorsorgeprogramme, die frühere Untersuchungen vorsehen.

Eine weitere, erste Möglichkeit zur Früherkennung von Darmpolypen und -tumoren ist der sogenannte immunologische Stuhltest. Ab dem Alter von 50 Jahren können Männer und Frauen jährlich ihren Stuhl untersuchen lassen, ab 55 Jahren alle zwei Jahre. Hierbei lässt sich mittels einer Stuhluntersuchung im Labor verborgenes, nicht sichtbares Blut im Stuhl aufspüren. Diese Blutspuren können von Darmpolypen oder auch bereits von Darmkrebs stammen. Doch Vorsicht: Ein einmalig positiver Test bedeutet nicht automatisch, dass eine bösartige Tumorerkrankung vorliegt. "Wirkliche Sicherheit kann nur eine daran anschließende Darmspiegelung geben", betont der Chefarzt.