Jeder dritte über 65-Jährige stürzt mindestens einmal im Jahr, ab 80 Jahren steigt das Risiko auf 40 Prozent und in Pflegeheimen hat mehr als jeder Zweite ungewollten Bodenkontakt – soweit die Statistik. „In der Herbst- und Winterzeit lauern zusätzliche Gefahren: Frühe Dunkelheit, feuchtes Laub oder Eisglätte treiben im wahrsten Wortsinn die Fall-Zahlen in die Höhe. Sturzprävention ist extrem wichtig“, sagt Dr. med. Reinhold Schütz, Chefarzt der Klinik für Unfallchirurgie im AMEOS Klinikum Mitte Bremerhaven.

Training bringt mehr Sicherheit

Dass Reaktion und Kraft nachlassen, Bewegungsabläufe sich verändern und die Balance verlorengeht, ist im Alter nicht selten. „Die gute Nachricht ist: Muskulatur bleibt trainierbar und wir können verlorene Balance zurückgewinnen. Ältere Menschen sollten sich der Gefahren bewusst werden, ein gutes Körpergefühl bekommen und durch geeignete Übungen fitter werden – das ist unser Ziel“, so der Facharzt. Im AMEOS Klinikum Mitte Bremerhaven kommt dabei der Vernetzung zwischen Physiotherapie und Unfallchirurgie hohe Bedeutung zu: Die besten Stürze seien die, zu denen es nicht komme, sagt der Experte – das klingt wie eine Binsenweisheit, aber es stimmt natürlich.

Apropos natürlich: Selbstverständlich gehört auch zuhause das Ausräumen von Stolperfallen und das Tragen geschlossener Hausschuhe dazu – die geliebte Teppichbrücke sollte vielleicht lieber entfernt werden, ebenso unnötige Schwellen und Kanten. Noch wichtiger seien, so Dr. Reinhold Schütz, aber die körperlichen Voraussetzungen: Viele Ältere stürzen leichter, weil sich über die Zeit ein schlurfendes Gangbild einprägt. Hinzu kommt, dass sich Unbeweglichkeit und Schmerzen zusätzlich negativ auf Körper und Gleichgewicht auswirken. „Unsere Physiotherapeuten helfen Älteren dabei, sicherer unterwegs zu sein. Dazu gibt es leicht umsetzbare Übungen, die sich prima im Alltag einbauen lassen und Beweglichkeit, Kraft und Balance steigern. Zum Beispiel die ,,Kniebeuge“ – wiederholtes Aufstehen vom Stuhl und das Zähneputzen auf einem Bein“, erklärt der Experte.

Das Problem sind nicht nur die Brüche

Dass die Menschen immer älter werden, freut auch den Chefarzt. Die Kehrseite der Medaille ist, dass dadurch auch die Patientenzahlen in der Unfallchirurgie steigen: „Vielen Senioren ist schlicht der eigene Körper im Weg. Sturzprävention ist wirklich das A und O – das geben wir auch in unseren Patientenseminaren so weiter.“ Denn wenn es nach einem Sturz zu einem Bruch gekommen ist, wird die Rückkehr zu einem gewohnten Alltag schwierig, so Dr. Reinhold Schütz. Zwar entsteht nur bei etwa jedem zehnten Sturz ein Bruch, aber auch Weichteilverletzungen und Blutergüsse können sehr belastend und langwierig sein – trotz besonderer Kompetenzen in der Alterstraumatologie im Klinikum Mitte. „Bei der unfallchirurgischen Behandlung Älterer arbeiten Ärzte und Therapeuten interdisziplinär. Trotzdem findet nur jeder Fünfte nach einem Oberschenkelhalsbruch wieder in sein normales Leben zurück“, so der Mediziner. Bei AMEOS vertraut man auf die Vernetzung zwischen den ambulanten Poliklinika und stationärer Klinikversorgung – im Mittelpunkt stehe die passgenaue Patientenversorgung, so der Chefarzt.

Wo kann ich Hilfe finden?

Das unfallchirurgische Sekretariat erreichen Sie unter Tel. +49 471 4805 3770.