Wie kann man eine normale Vergesslichkeit durch Überlastung oder eine altersbedingte Vergesslichkeit von einer beginnenden Alzheimerdemenz oder einer anderen Form einer beginnenden Demenz unterscheiden? Dr. Claudia Dallmann, Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie nennt wichtige Symptome.
Eine Rehabilitandin in der Rehabilitationsklinik für pflegende Angehörige erzählt: „In letzter Zeit kann ich mich nicht mehr so gut konzentrieren und bin vergesslicher als sonst. Sogar Termine habe ich schon vergessen." Solche oder ähnliche sorgenvolle Sätze höre ich ganz häufig im klinischen Alltag. Denn mit zunehmendem Alter verlängert sich die Abrufzeit von Informationen (z.B. Namen), und das Einspeichern neuer Informationen (z.B. Vokabeln, Termine) bedarf mehrfacher Wiederholungen. Dies ist normal.
Auch im Rahmen bestimmter psychischer Erkrankungen wie z.B. einer Depression oder im Rahmen von Stress bzw. einer Überlastungssituation, ist eine gewisse Vergesslichkeit nicht ungewöhnlich und bedeutet nicht gleich, dass man an einer Demenz leidet. Menschen mit einer solchen alters- oder stressbedingten Vergesslichkeit fallen die meisten Dinge nach kurzer Zeit wieder ein.
Die Abgrenzung zwischen normaler Vergesslichkeit und einer beginnenden Demenz ist gerade am Anfang nicht leicht. Eine Checkliste der US-amerikanischen Alzheimer-Gesellschaft fasst die zehn wichtigsten Anzeichen einer Demenz zusammen und ist nachfolgend aufgeführt. Sie dient aber nur einer groben Orientierung, denn selbst wenn mehrere der dort aufgeführten Symptome vorliegen, können diese, wie zuvor beschrieben, auch andere Ursachen haben.
Wenn bei Ihnen oder ihrem Angehörigen mehrere dieser Symptome vorliegen, sollten Sie die Beschwerden ärztlich abklären lassen. Erste Anlaufstelle sollte der Hausarzt sein, mit dem Sie das weitere diagnostische Vorgehen besprechen können.
Zehn Anzeichen, die auf eine Demenzerkrankung hindeuten können:
- Vergesslichkeit: Jeder vergisst einmal etwas. Selbst bei wichtigen Dingen kommt das vor. Allerdings erinnert man sich später zumeist wenigstens in groben Zügen wieder daran, wenn man auf die Sache angesprochen wird oder intensiv nachdenkt. Bei Vorliegen einer Demenz vergisst man jedoch häufiger etwas und erinnert sich dann oft gar nicht mehr daran. So kann ein Ereignis des Vortags wie ausgelöscht sein.
- Planen und Handeln sind beeinträchtigt: Die Betroffenen haben Probleme sich zu konzentrieren und komplexe Handlungen durchzuführen. Sie können beispielsweise keine Reisen mehr planen oder ihre Finanzen nicht mehr regeln.
- Schwierigkeiten bei Alltagstätigkeiten: Dieses Anzeichen kann leicht für Zerstreutheit gehalten werden, geht aber darüber hinaus. So kann es z.B. passieren, dass ein Betroffener nicht mehr weiß, in welcher Reihenfolge er sich anziehen muss oder wie er die Dusche zu bedienen hat. Genauso kann es vorkommen, dass ein Betroffener sich anzieht, um vor die Tür zu gehen, sich dann aber nicht zu erinnern vermag, warum er eigentlich aus dem Haus wollte.
- Die Orientierung geht verloren: An Demenz erkrankte Personen finden sich plötzlich in vertrauter Umgebung nicht mehr zurecht. So verlaufen sie sich beispielsweise in der Nachbarschaft ihrer Wohnung. Oder sie finden sich an einem Ort wieder, ohne sich erklären zu können, wie sie dort hingeraten sind.
- Die Fähigkeit zu abstraktem Denken leidet: Dies ist ein Symptom welches eine Demenz deutlich von einer Vergesslichkeit unterscheidet. Oft verlieren die Betroffenen das Gefühl für Geld und verstehen beispielsweise dessen Bedeutung als Zahlungsmittel nicht mehr. Ähnlich kann es ihnen beim Blick in ein Telefonbuch ergehen. Sie erkennen die Nummern, doch wissen sie nicht mehr, wofür diese da sind. Oder sie wissen plötzlich beim Autofahren nicht mehr, wo das Gaspedal oder die Bremse sind. Auch Zeichen oder räumliche Entfernungen werden nicht mehr richtig erkannt.
- Sprachverarmung: Es kommt zunehmend zu Wortfindungsstörungen und die Sprache verarmt allmählich. Dabei vergessen Betroffene sogar Bezeichnungen für Alltagsgegenstände. Manchmal versuchen sie dann, diese Begriffe zu umschreiben, zum Beispiel indem sie „das für die Füße" statt „Schuh" sagen. Es kann auch vorkommen, dass sie Bezeichnungen verwechseln oder sogar neu erfinden. Dadurch ist es mitunter schwierig, sie zu verstehen.
- Verlegen von Gegenständen: Gegenstände werden häufiger verlegt als früher. Die Betroffenen erinnern sich nicht mehr daran, wo sie die Gegenstände hingelegt haben und sie finden sich dann oftmals durch Zufall und nicht selten an ungewöhnlichen Orten wieder an. So kann sich z.B. das Telefon im Eisfach oder die Zahnbürste im Schuhschrank wiederfinden. Dagegen ist es völlig normal, dass man gelegentlich Dinge wie die Lesebrille oder die Fernbedienung verlegt.
- Situationen werden nicht mehr richtig beurteilt: Bei Betroffenen kann es vorkommen, dass sie sich warme Winterkleidung anziehen, obwohl Hochsommer ist. Oder sie vergessen auf das Enkelkind aufzupassen, gehen einfach aus dem Haus und lassen das Kind allein, ohne sich noch an ihre Aufgabe erinnern zu können.
- Sozialer Rückzug: Gesellschaftliche und andere Aktivitäten werden dem Betroffenen zur Last, sie bleiben lieber zu Hause, als etwas zu unternehmen. Hobbies werden nicht mehr gepflegt und soziale Kontakte vernachlässigt.
- Veränderung von Stimmung und Persönlichkeit: Es ist ganz normal, dass sich die Stimmung je nach Situation ändern kann und auch die Persönlichkeit eines Menschen kann sich mit zunehmender Lebenserfahrung verändern. Es ist auch nicht ungewöhnlich, dass ältere Menschen irritiert sind, wenn ihre Routinen gestört werden. Bei Personen die an einer Demenz erkrankt sind, treten solche Veränderungen jedoch besonders ausgeprägt auf. Ein typisches Anzeichen ist, dass die Betroffenen manchmal plötzlich reizbar, ängstlich, misstrauisch oder distanzlos werden – zum Beispiel können sich Reaktionen häufen, die der jeweiligen Situation nicht angemessen sind, insbesondere wenn sie sich nicht in ihrer gewohnten Umgebung aufhalten.
Weitere Informationen
Die Rehabilitationsklinik für pflegende Angehörige im AMEOS Reha Klinikum Ratzeburg gibt Auskunft über ihre Rehaleistungen und die Mitnahme des Demenzbetroffenen. Telefonische Beratung: 04541 13 38 00.