Auch wenn sich die Symptome einer Demenz oft ähneln, werden sie durch verschiedene Erkrankungen der Nervenzellen oder bestimmte Stoffwechselbedingungen verursacht. Die Unterschiede erklärt Dr. Claudia Dallmann, Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie inder Rehabilitationsklinik für pflegende Angehörige im AMEOS Reha Klinikum Ratzeburg.
Wenn ich von meinen Rehabilitanden erfahren möchte, an welcher Demenzform ihr Angehöriger leidet, dann erhalte ich oft die Gegenfrage: „Es gibt verschiedene Formen? Ich weiß nur, dass mein Partner an einer Demenz leidet.“
Demenz ist nicht gleich Demenz, sondern hat viele Gesichter. Wörtlich aus dem Lateinischen übersetzt bedeutet Demenz „weg vom Geist“, „ohne Geist“. Demenz ist der Oberbegriff für Erkrankungsbilder, die mit einem Verlust der geistigen Funktionen wie Denken, Erinnern, Orientierung und Verknüpfen von Denkinhalten einhergehen und dazu führen, dass ganz alltägliche Aktivitäten nicht mehr eigenständig bewältigt werden können.
Ganz unterschiedliche Erkrankungen der Nervenzellen oder bestimmte Stoffwechselbedingungen können aber die Ursache sein. Man unterscheidet hirnorganische (primäre) und nicht-hirnorganische (sekundäre) Demenzformen.
Primäre Demenzformen
Hierzu gehören alle Demenzarten, die durch direkte Schädigung des Gehirns bedingt sind. In 90 Prozent der Fälle handelt es sich um primäre Formen:
Alzheimer-Demenz: 60 Prozent aller primären Demenzformen sind Alzheimer-Demenzen. Sie entstehen durch ein Zusammenwirken verschiedener Faktoren, die das Absterben von Hirnnervenzellen und ihren Verbindungen bewirken. Eine Rolle spielen dabei Eiweißablagerungen (Plaques) und die Verminderung von bestimmten Botenstoffen im Gehirn. Kennzeichnend für die Alzheimer Demenz ist eine schleichende, kontinuierliche Verschlechterung des Zustandes. Dabei ist das Alter der größte Risikofaktor für die Alzheimer-Demenz. Sie tritt normalerweise bei Personen auf, die älter als 65 Jahre sind.
Vaskuläre Demenz: Jeder fünfte Demenzkranke leidet darunter, Ursache sind Durchblutungsstörungen besonders der kleinen Gefäße im Gehirn. Risikofaktoren für eine vaskuläre Demenz sind Bluthochdruck, Rauchen, ungünstige Blutfettwerte, Diabetes mellitus ("Zuckerkrankheit"), verschiedene Herzkrankheiten und vor allem höheres Lebensalter. Die vaskuläre Demenz lässt sich leicht mit der Alzheimer-Demenz verwechseln: Viele Patienten wirken verwirrt, weil es ihnen schwerfällt, zusammenhängend zu reden, aufmerksam zuzuhören und sich zu orientieren. Diese Symptome treten aber oftmals früher und heftiger auf als bei der Alzheimer-Demenz. Dagegen kann das Gedächtnis bei einer vaskulären Demenz deutlich länger erhalten bleiben als bei der Alzheimer-Demenz.
Lewy-Körperchen-Demenz: Ihre Symptome ähneln der Alzheimer-Demenz, und es finden sich auch ähnliche Ursachen: In den Nervenzellen des Gehirns lagern sich Eiweißreste ab, die nicht richtig abgebaut werden. Einige Symptome treten aber früher und heftiger auf als bei der Alzheimer-Demenz. Typisch ist etwa, dass die Betroffenen Dinge oder Personen sehen, die gar nicht da sind (optische Halluzinationen). Anders als bei Alzheimer-Patienten bleibt das Gedächtnis aber länger erhalten. Ein weiteres Kennzeichen der Lewy-Körperchen-Demenz besteht darin, dass die geistige und körperliche Verfassung der Patienten mitunter stark schwankt. Mal wirken sie hellwach und unternehmungslustig, dann wieder in sich gekehrt, verwirrt und orientierungslos.
Frontotemporale Demenz oder Morbus Pick: Sie gehört zu den selteneren Formen und wird aufgrund von deutlichen Persönlichkeitsänderungen häufig mit anderen psychischen Erkrankungen verwechselt – insbesondere auch, weil das Gedächtnis oft über Jahre noch weitgehend erhalten bleibt. So fallen die Betroffenen anfangs nicht aufgrund ihrer Vergesslichkeit sondern aufgrund ihres Verhaltens auf.
Manche Menschen mit frontotemporaler Demenz sind rast- und ruhelos, aggressiv und leicht reizbar. Andere ziehen sich zurück, werden stumpf und gleichgültig gegenüber Freunden und Verwandten und finden an nichts Freude. Das Einfühlungsvermögen in andere Personen nimmt ab. Die Betroffenen schätzen alltägliche Situationen oft falsch ein. Sie machen zum Beispiel unpassende oder peinliche Bemerkungen, die ihnen früher nicht über die Lippen gekommen wären. Manche witzeln im Bus lauthals über Fremde, andere beginnen zu stehlen. Darauf angesprochen, reagieren Menschen mit frontotemporaler Demenz verblüfft oder empört, da ihre Selbstkritik stark gelitten hat.
Demenz bei Morbus Parkinson: Aktuelle Untersuchungen zeigen, dass durchschnittlich 40 Prozent der von der Parkinson-Krankheit betroffenen Patienten im Verlauf der Erkrankung eine Demenz entwickeln, wobei die Demenzhäufigkeit stark vom Lebensalter und der Krankheitsdauer abhängig ist. Das Durchschnittsalter von Patienten mit Parkinson-Demenz liegt etwa bei 72 Jahren. Insgesamt ist bei Parkinson-Patienten im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung das Risiko einer Demenz um den Faktor sechs erhöht.
Im Unterschied zur Alzheimer-Demenz, bei der Gedächtnisstörungen im Vordergrund stehen, dominieren bei der Parkinson-Demenz zunächst andere Störungen, wie Aufmerksamkeitsstörungen und ein verlangsamtes Denkvermögen. Häufig bemerken Angehörige Veränderungen in der Persönlichkeit des Patienten, auch Depressionen und Halluzinationen sind bei der Parkinson-Demenz häufig. Gedächtnisstörungen treten bei der Parkinson-Demenz erst später im Krankheitsverlauf auf.
Sekundäre Demenzen
Das sind Folgeerscheinungen anderer Krankheiten, wie Infektionen des Gehirns, Hirnverletzungen, Epilepsie, Drogenmissbrauch (z.B. durch Alkohol), Vergiftung (z.B. durch Schwermetalle, Kohlenmonoxyd), Multiple Sklerose oder Vitamin B 12-Mangel.
Achtung: Verwechslungsgefahr
Die sekundäre Demenz kann je Ursache in ihrem Verlauf gestoppt oder eventuell sogar gebessert werden, so beispielsweise durch Behandlung einer zu Grunde liegenden Epilepsie oder Infektionserkrankung. Zudem können manche Symptome einer Demenz denen anderer Erkrankungen wie beispielsweise einer Depression sehr ähneln, so dass Verwechslungen möglich sind. Deshalb ist eine umfassende ärztliche Untersuchung und Diagnose sehr wichtig. Hierfür kann eine erste Anlaufstelle ihr Hausarzt sein, mit dem Sie das weitere Vorgehen besprechen können.
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